Hintersee

Joseph Mohrs erste selbstständige Pfarre

Bevor Joseph Mohr im Dezember 1827 nach Hintersee kam, hatte er das Dorf mit 272 Katholiken schon ein Jahr lang als Provisor interimistisch betreut. Nach einigen Wanderjahren – Mohr hatte Oberndorf 1819 verlassen – war Mohr der einzige Bewerber für Hintersee: So wurde es sein erster Einsatzort, den er selbstständig verwaltete, was ohne Zweifel ein beruflicher Aufstieg war. Am 1. Mai 1828 wurde ihm von der Landesregierung in Linz das Vikariat verliehen.

Auch heute ist Hintersee in der Fuschlseeregion mit knapp 450 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden Österreichs: Am Fuße der Osterhorngruppe gelegen und mit dem erfrischenden Hintersee ist der Ort äußerst beliebt bei Feriengästen und Wanderern. Der Ort ist klein und wirkt fast niedlich: Eine Kirche, ein Kramerladen und ein Gasthof. Alles ist herausgeputzt und es scheint, als wäre die Welt hier noch in Ordnung. Und die Idylle trügt nicht: In den schönen Bio-Bauernhöfen lässt es sich herrlich urlauben und die Almen laden zu familienfreundlichen Wanderungen ein. Auch der neue Salzkammergut-Weitwanderweg führt durch die Region.

Fast zehn Jahre blieb Joseph Mohr in Hintersee

Zu Joseph Mohrs Zeiten hingegen war Hintersee ein karger Seelsorgeposten, die Gemeinde konnte von ihren Einnahmen nicht leben. Das jährliche Defizit in der Höhe von 80 Gulden wurde von reicheren Gemeinden abgebaut. Das Vikargebäude neben der Kirche war gleichzeitig Schule und Lehrerwohnhaus. Neben den Gottesdiensten hielt Joseph Mohr an drei Tagen die Woche in der Schule den Religionsunterricht. Die Kinder mussten Schulgeld bezahlen, für die oft mühsame Eintreibung waren die Schulverantwortlichen zuständig. Das war für den sozial eingestellten Joseph Mohr keine leichte Aufgabe. Mit dem ihm zur Seite gestellten Lehrer Johann Niederreiter war Mohr ebenfalls nicht restlos zufrieden, wie aus einem Klagebrief an die vorgesetzte Stelle in Salzburg hervorgeht.

Hilfe für die arme Bevölkerung

Mohrs Laufbahn blieb nicht ganz frei von Schwierigkeiten und von Anfeindungen übergeordneter Stellen. Erhalten hat sich aus dem Jahr 1828 ein Schreiben in lateinischer Sprache an einen unbekannten „väterlichen Freund“, in dem sich Mohr zu einem nicht näher erklärten Vorwurf äußert. Eine Geschichte über Mohr handelt davon, dass er Wilderern Fleisch abkaufte, um es an arme, kinderreiche Familien zu verschenken. Das Ansuchen um eine Versetzung in die besser dotierte Pfarre Krispl wurde abgelehnt. In Hintersee blieb er bis Februar 1837.

Auf den Spuren von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Hintersee:

  • In Hintersee würdigen eine Gedenktafel und ein Mohr-Portrait in der Pfarrkirche sowie eine Joseph-Mohr-Büste vor der Kirche sein Leben und Wirken in der Gemeinde.
  • Das historische Joseph-Mohr-Haus neben dem alten Pfarrhof beherbergt seit 1999 ein Kulturzentrum und ein Museum mit einer Dauerausstellung über den Vikar, über dessen Leben und Wirken in Hintersee es nur wenige schriftliche Quellen gibt.
  • 2016 wurde die neu erbaute Joseph-Mohr-Gedächtniskapelle als ein Ort der Besinnung und des Innehaltens eingeweiht: Den Innenraum der Kapelle gestaltete der Hinterseer Künstler Bernd Horak.
  • Am 14. August 2018 wurde in Hintersee der Joseph-Mohr-Gedächtnisweg mit multimedialen Stationen eröffnet, der zur neuen Kapelle führt.
  • Ausgangspunkt für einen winterlichen Stille-Nacht-Spaziergang ist das Museum im Ortszentrum: Auf Winterwanderwegen geht es dem Schild „Mohr-Kapelle“ folgend zu diesem besinnlichen Andachtsort am Waldrand. Die Winterrunde führt noch zum abenteuerlich überhängenden, riesigen Satzstein, der seit der letzten Eiszeit hier liegt, und anschließend entlang der Zufahrt zurück in den Ort. Dort sollte keinesfalls der Besuch der Kirche und des Puppenstubenmuseums mit der angeschlossenen kleinen Mohr-Ausstellung fehlen.
  • Im Sommer empfiehlt sich eine Wanderung zu den wunderbaren Bachpfaden, die unter der Bezeichnung Wald-Wasser-Zauber-Wege zu den schönsten Uferplätzen in Hintersee führen. Eine besonders faszinierende Wasserroute folgt, aus dem Ortszentrum heraus nach der Brücke rechts abzweigend, dem Tiefenbach Richtung Süden. Bald taucht auf der linken Seite die neue Joseph-Mohr-Kapelle auf. Der Weg folgt weiterhin dem Tiefenbach, der sich in faszinierender Weise seinen Lauf durch das plattenartige Gestein gebahnt hat. Wer noch Lust und Kondition für eineinhalb Stunden Gehzeit hat, kann von der Tiefenbachbrücke noch linker Hand den Feichtenstein (1.249 m) anpeilen, sonst führt der Rückweg über den rechts abzweigenden Wirtschaftsweg retour.

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